Evaluation des Projekts „Gesund mit Kunst“
Projektpartner und Projektorganisation:
STADTKULTUR Netzwerk Bayerischer Städte e.V., 20 Kommunen, 20 Museen und Städtische Galerien und AOK Bayern – Die Gesundheitskasse
Projektzeitraum
1.01.2019 – 31.12.2020
Im Rahmen des Projektes „Gesund mit Kunst“ sollen Veranstaltungen in Museen und vergleichbaren Einrichtungen durchgeführt werden, die zu einer Verbesserung der gesundheitlichen Situation von Menschen in besonderen Lebenslagen beitragen sollen. Das Projekt soll evaluativ begleitet werden. Ziel der begleitenden Evaluation ist es, den Einfluss der angebotenen kunstpädagogischen Veranstaltungsformate auf Determinanten, die einen gesundheitsfördernden Einfluss auf die Teilnehmer der Veranstaltungen haben, zu beschreiben.
Kunst und Gesundheitsförderung
Künstlerische Therapien sind in verschiedenen Bereichen der medizinischen Versorgung eingebunden und sind in einzelnen Leitlinien (z.B. Demenz. Onkologie, psychische Erkrankungen) der medizinischen Versorgung aufgenommen. „Die vorhandene Evidenz, die zwar noch begrenzt belegt ist, deutet darauf hin, dass kunsttherapeutische Interventionen zur Verbesserung des Allgemeinbefindens führen, soziale Fähigkeiten erweitern sowie das Selbstbewusstsein günstig beeinflussen.“ (Kirschning, Clar 2017 ) Die beiden Autorinnen beschreiben, dass vor allem im angelsächsischen Raum in Kommunen, soziale Einrichtungen aber auch Kliniken Künstler im Sinne von „Artist-in-residence-Programmen“ engagieren, die partizipative künstlerische Projekte durchführen. Dies sind: bildende Künstler, Autoren, Filmemacher, Geschichtenerzähler, Tänzer und andere. In einer Auswertung von acht Metastudien zur gesundheitsfördernden Wirkung künstlerischer (nicht kunsttherapeutischer) Projekte, mit unterschiedlichen Zielgruppen und künstlerischen Formaten, beschreiben Kirschning und Clar (2017) positive Effekte für folgende Parameter: psychosoziale Outcomes wie Selbstvertrauen, soziale Fähigkeiten, Angst, Stressreduktion und Depression. Auf das Verhalten wie Bewegung, Entwicklung von Fähigkeiten sowie auf die Lebensqualität und physiologische Variablen wie z.B. Schmerzkontrolle, Vitalparameter.
Alan Kay (2000) hat in einer Feldstudie vier Kunstprojekte im Quartier in Schottland untersucht und beschreibt einen positiven Einfluss auf die soziale Kohärenz, die kulturelle Identität, die Lebensqualität, sowie eine größere Bereitschaft zur Teilnahme an Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen. Zudem hebt er hervor, dass Kunstprojekte am effektivsten sind, wenn die Community die Verfügungsgewalt hat und wenn sie als Werkzeug für Empowerment gesehen werden.
Die Studie „Entwicklung eines Modells zur gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Demenz im Museumsraum“ (Ganß, Kastner, Sinapius 2016) untersuchte Bedingungen, die eine partizipative Teilhabe von Menschen mit Demenz über die Kunstrezeption im Museum ermöglicht und entwickelte ein didaktisches Modell, das den Wahrnehmungs- und Rezeptionsmöglichkeiten von Menschen mit Demenz gerecht wird. Dies unterstützt Museen darin, Orte der gesellschaftlichen Teilhabe zu werden, um einen präventiven Beitrag gegen soziale Isolation dieser zunehmend wachsenden Bevölkerungsgruppe, zu leisten. Rosenberg (2009) beschreibt in einer im MoMA in NewYork durchgeführten Studie zur Kunstvermittlung für Menschen mit Demenz eine erhöhte Aufmerksamkeit und eine gesteigerte Lebensqualität. In der Vergleichsstudie ARTEMIS, bei der Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen im Museum Kunst rezipierten und im Anschluss daran aktiv künstlerisch tätig waren, konnten Schall et. Al. (2017) eine signifikante Abnahme von Angst, depressiver Verstimmung, Apathie und je nach thematischer Ausrichtung unterschiedlich stark ausgeprägt eine Steigerung des individuellen Wohlbefindens nachweisen.
In einer Studie, die auf 263 Interviews beruht, konnte Raithel (2004) nachweisen, dass Jugendliche, die künstlerisch aktiv sind, ein ausgeprägteres gesundheitsförderndes Verhalten zeigen als Jugendliche, die sportlich aktiv sind. Sie konsumieren weniger Suchtmittel, ernähren sich gesünder und gehen Aktivitäten nach, die weniger Risiken für die Gesundheit bergen.
Die Langfassung des Berichts