Frei künstlerisches Projekt – Kunstfreiraum
Rot, Blau, Grün, gekleckst, verstrichen, zart auf´s Papier gelegt. Gips und Draht recken sich in den Raum. Geformter Speckstein, Skulpturen, Objekte, Arrangements und Bilder auf Tischen, dem Boden und an der Wand. Für eine miteinander vereinbarte Zeit – eine Woche oder einen Monat z.B. richten wir an jedem beliebigen Ort ein „Offenes Atelier“ ein. Ein künstlerisches Atelier, in dem die Bewohnerinnen und Bewohner ihres Hauses, die Teilnehmer einer Seniorengruppe, die Besucher eines Gemeindetreffs etc. unterstützt von uns, mit unterschiedlichen Materialien in eine frei künstlerische auseinandersetzen gehen können. Im „Offenen Atelier“ wird jede Teilnehmerin/ jeder Teilnehmer ihre/seine individuellen Ausdrucksmöglichkeiten entdecken und umsetzen können.
Nicht das Erschaffen von formal schönen Kunstwerken steht dabei im Vordergrund, sondern das Ermöglichen individuellen Ausdrucks und der Begegnung zwischen den Menschen im Ästhetischen.
Begegnungen zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des „OffenenAteliers“, zwischen den Bewohnern und Mitarbeitern Ihrer Institution, zwischen Senioren und ihren Angehörigen. Letzteres hat dann eine hohe Bedeutung, wenn durch den Alterungsprozess vertraute kommunikative Begegnung nicht mehr oder eingeschränkt möglich sind. Dies führt immer wieder zu einer „Sprachlosigkeit“ zwischen Angehörigen und den sprachlich beeinträchtigten Senioren. Diese Sprachlosigkeit gilt es aufzulösen, was aber neuer Begegnungsmöglichkeiten bedarf. Genau dies kann künstlerisches Tun leisten. Denn künstlerisches Handeln vollzieht sich auf einer für beide Seiten ungewohnten Ebene und bedarf nicht der Sprache. Diese neue Ebene der Begegnung und Wahrnehmung ermöglicht einen anderen Blick auf den alternden Menschen, so dass dessen Potentiale wieder gesehen werden. Auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Begleitung von Senioren kann dies von Bedeutung sein.
Künstlerisches Handeln ist für die meisten Menschen im Alter eine neue Erfahrung. Etwas Neues: das haben sie sich gar nicht mehr zugetraut. So stärkt das künstlerische Handeln ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstvertrauen. Eine wichtige Erfahrung im Alter. Wird doch das Alter immer noch eher durch eine von Abbau oder Defizit geprägten Brille gesehen. Die unsere Gesellschaft prägende Haltung des „lebenslangen Lernens“, scheint an den Türen zu Altenhilfeeinrichtungen ihre Bedeutung zu verlieren. Warum eigentlich? Unabhängig etwaiger Altersbeeinträchtigungen, ist eine Auseinandersetzung mit sich selbst und der Umwelt notwendig und möglich. Die Künste bieten hierfür einen Raum. Die freien Künste, bedürfen weder – zwingend – der Kognition noch der Sprache. Kunst machen ist immer auch Kommunikation mit sich und mit der Umwelt. Ein sich ausdrücken in den freien Künsten erfolgt über die individuellen Ressourcen und ist so auch mit vielfältigen altersbedingten Beeinträchtigungen möglich, denn Ressourcen sind immer vorhanden.
Im Projekt Kunstfreiraum geht es um:
- Ästhetischen Ausdruck
- Begegnungen zwischen den Menschen
- Förderung des Kontaktes zwischen Angehörigen
- Sich anders ausdrücken können, wenn vertraute Ebenen nicht mehr genutzt werden können
- Neues entdecken, auch im Alter
- Sich weiterentwickeln können im hohen Alter
- Leben und Lebendigkeit
- Hilflosigkeit im Miteinander auflösen
- Freude am ästhetischen Tun
- Erweiterung der Mitarbeiterperspektiven auf die Bewohnerinnen und Bewohner
- Kommunikation
- Neugierde am anderen und an den Materialien wecken
- Selbstwertgefühl stärken
- Lebensfreude